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Clarity First, Then Build.

Darko Jus

PERSPECTIVE

December 8, 2025

Warum 80 Prozent aller Software-Projekte scheitern


Die meisten Software-Projekte scheitern nicht an Technologie.
Sie scheitern an Ego, Annahmen, Hektik — und daran, dass Teams zu früh bauen.

Viele Projekte starten schnell, aber bremsen dann monatelang. Warum?
Weil die gefährlichsten Entscheidungen nicht getroffen wurden, als sie hätten getroffen werden müssen: am Anfang.

80 Prozent der Risiken entstehen, bevor die erste Zeile Code geschrieben wird.
Und genau dort entscheidet sich der Erfolg.

1. Warum Projekte wirklich scheitern

Die typischen Warnsignale sind überall gleich:

  • Der Scope wächst schneller als die Klarheit.
  • Teams arbeiten hart, aber nicht am richtigen Teil.
  • Features stapeln sich – Ergebnisse nicht.
  • Feedback kommt spät und trifft hart.
  • Deadlines kippen, Prioritäten kippen, Motivation kippt.

Das hat wenig mit Technologie zu tun.
Es sind Entscheidungsprobleme — keine Entwicklungsprobleme.

2. Die echten Ursachen (und warum sie selten technisch sind)

2.1 Kein klar definiertes Problem

Viele Teams wissen genau, was sie bauen wollen — aber nicht, warum.
Wer ohne Problemfokus startet, baut immer zu viel und zu früh.

2.2 Entscheidungen basieren auf Annahmen, nicht auf Beweisen

„Wir glauben, Nutzer wollen das“ ist die teuerste Phrase der Branche.
Tests sind schneller als Meetings — aber Meetings gewinnen oft trotzdem.

2.3 Feature-Overkill statt Fokus

Wenn alles wichtig scheint, wird nichts wirklich gut.
70 Prozent aller Funktionen werden kaum genutzt — aber teuer gebaut.

2.4 Keine echte Ownership

Wenn fünf Personen verantwortlich sind, entscheidet niemand.
Ohne klare Ownership entsteht Chaos in Architektur, Priorisierung und Umsetzung.

2.5 Keine Vorstellung vom späteren Wachstum

Ohne Zielbild wächst jedes System schief:Workarounds → technische Schulden → Rewrites → Budgetfrust.

Ask Yourself

Welche Entscheidung in deinem letzten Projekt war eine echte Entscheidung — und welche ein Kompromiss, den später jemand teuer bezahlen musste?

3. Der teuerste Fehler: ein unscharfer Start

3.1 Fehlentscheidungen am Anfang machen Projekte teuer

Unklarer Scope, unklare Zielgruppe, unklare Prozesse, unklare Datenflüsse —
ein unscharfer Start erzeugt Monate von Rework.

3.2 Architektur später zu reparieren kostet ein Vielfaches

Technische Schulden durch schnellen Start wirken harmlos — bis sie alles blockieren.
Später korrigieren = 10× teurer als früh entscheiden.

3.3 „Schnell starten“ führt selten zu schnellem Fertigwerden

Ohne Klarheit wird Geschwindigkeit zum Illusionstempo.
Teams rennen — aber im Kreis.

4. Wie starke Teams Risiko früh eliminieren

4.1 Klarheit vor Geschwindigkeit

Starke Teams klären zuerst:

  • das Kernproblem
  • die Zielgruppe
  • die wichtigsten Use Cases
  • die Datenflüsse
  • die 1–2 Funktionen mit echtem Impact

Bei 369 Studio erleben wir immer wieder: Klarheit ist der wichtigste Hebel für Geschwindigkeit — nicht umgekehrt.

4.2 Sie testen Wert, nicht Features

Proofs → Prototypen → Walkthroughs → Entscheidungen
Keine Funktionen ohne Beweis, dass sie relevant sind.

4.3 Sie entscheiden sichtbar und endgültig

  • Klare Architekturprinzipien
  • Konsequente Priorisierung
  • Ownership bei einer Person, nicht bei einem Komitee

4.4 Und sie sagen Nein — viel öfter als Ja

Ein Nein spart Budget.
Ein Ja kostet es.

Our Perspective

Teams, die die ersten 10 bis 20 Prozent in Klarheit investieren, sparen später 50 bis 80 Prozent des Budgets. Genau so strukturieren wir Co-Building-Projekte bei 369 Studio.

5. Die 20-Prozent-Regel für erfolgreiche Software-Projekte

5.1 20 Prozent Budget für Klarheit

Discovery, Interviews, Prototyping, Tests.
Keine Ausnahmen.

5.2 20 Prozent Scope für echte Wirkung

Die zwei Funktionen, die zählen — nicht die zwanzig, die ablenken.

5.3 20 Prozent Entscheidungen bestimmen 80 Prozent des Erfolgs

Datenmodell
Architektur
Integrationen
Ownership
→ Die Basis aller Geschwindigkeit.

5.4 20 Prozent Mut führen zu 100 Prozent Klarheit

Teams scheitern nicht an Tools.
Sie scheitern an Unschärfe.

6. Was Unternehmen ab morgen tun können

6.1 Mit einer Klarheitsliste starten

Problem, Zielgruppe, Prozess, Engpass, KPIs.

6.2 Discovery verpflichtend machen

Kein Projekt ohne Validierung.

6.3 Tests entscheiden lassen — nicht Meetings

Realität schlägt Meinung jedes Mal.

6.4 Proofs und Prototypen vor Features

Beweise vor Bau.

6.5 Ownership eindeutig definieren

Ein Projekt braucht eine entscheidende Person — nicht eine Runde.

Key Takeaway

Software scheitert nicht an Technologie. Sie scheitert an fehlender Entscheidungskraft. Wer früh Klarheit schafft, baut schneller, sauberer und profitabler — genau nach diesem Prinzip arbeiten wir bei 369 Studio.